Warum jetzt so kahl?

Erklärungen zum Holzschlag im Bergfeld

Ein scheinbar prächtiger, durchsetzter Wald – und dann plötzlich sichtbare Lücken! Fragen von AnwohnerInnen sind nachvollziehbar. Aber der Holzschlag muss sein. Auch beim Wald der Jagdschützen Bern im Bergfeld. Nachfolgend Antworten auf die Fragen aus der Bevölkerung.

Auf dieser Lichtung kann sich das Jungholz prächtig entwickeln.
Auf dieser Lichtung kann sich das Jungholz prächtig entwickeln.

Sie erinnern sich an Burglind? Der Wintersturm fegte am 2. und 3. Januar 2018 über die Schweiz und hat viele Schäden verursacht. Der Waldbereich Gummhölzli im Bergfeld blieb auch nicht verschont. Die Süd-West Exposition des Hangs und der zusätzliche «Düseneffekt» der Tal-Topografie haben dies noch verstärkt. Dabei sind viele Bäume (hauptsächlich Buchen) zu Fall gekommen oder wurden einseitig aus der Wurzel gerissen.

 

Bei den Jagdschützen Bern ist Erich Guggisberg als Bauleiter für die rund sechs Hektaren Wald im Besitz der JSB zuständig. Der selbstständige Zimmermann und Instruktor bei Holzbau Schweiz hat die Situation mit dem zuständigen Revierförster Ruedi Schweizer beurteilt und den notwendenden Schlag angezeichnet. Dabei stand die Sicherheit auf den Waldwegen im Vordergrund. Die JSB sind auf den Wald angewiesen (Schallschutz), deshalb wurden nur die absolut nötigsten Massnahmen getroffen. Die unmittelbaren Anwohner wurden per Flyer über die Situation und den Holzschlag informiert. Die Waldarbeiten wurden auf gute Witterung terminiert.

Hier hat Burglind gewütet. Der Holzschlag diente vorab der Sicherheit der Wandernden.
Hier hat Burglind gewütet. Der Holzschlag diente vorab der Sicherheit der Wandernden.

Die Erholung geht rasch voran

Beim Holzschlag entstehen heute unschöne «Rückgassen» durch die modernen Forstmaschinen. Früher sah das wirklich noch anders aus, als das Holz mit den Pferden aus dem Wald geschleift wurde...

 

Durch die Pflege des beschädigten Waldes, welche die Jagdschützen meist in Fronarbeit ausführen, wird sich der Wald aber erholen - im Gegenteil: viele Bäume waren überaltert und hatten so nicht mehr die Kraft, dem Sturm zu widerstehen. Ein prächtiges Beispiel ist der Gäggerwald in der Gantrischregion. Ein Besuch der 1999 durch den Sturm Lothar komplett zerstörten Fläche versetzt einen in Staunen.

 

Die JSB setzen alles daran, dass sich die Waldfläche möglichst rasch erholt. Dies ist aber nicht im Minutentempo sichtbar.

 

Was sonst noch zum JSB-Wald interessiert

Grundsätzlich legen wir grossen Wert auf die Pflege des Waldes, da er hilft, den Schiesslärm zu dämmen und für unsere Schiessanlage ein prächtiges Ambiente bietet.

 

Unsere Mitglieder bestehen zu etwa drei Vierteln aus JägerInnen. Diesen liegt eine intakte Natur sowieso nahe und die Hegearbeit wird bei ihnen grossgeschrieben. 

Die folgenden Punkte beschäftigen uns aktuell:

  • Die Absprache der Anpflanzung einer geeigneten Baumart im Bereich Gummhölzli
  • Der Waldrand rechts an der Bergfeldstrasse in Fahrtrichtung Jagdschiessstand wurde von Dornen befreit, Totholz zu Asthäufen geschichtet und mit Steinhaufen ergänzt. Diese Massnahmen bieten vielen Kleintieren Unterschlupf und lassen Jungbäume gut wachsen.
  • Unterhalb des Holzschlages Gummhölzli wurde eine in diesem Gebiet grosse Anzahl Nussbäume von Stauden und Dornen befreit. Das Material der Dickungspflege wurde ebenfalls zu Asthaufen geschichtet. Es sind nun etwa 40 Nussbäume in der Höhe von fünf bis sechs Metern befreit, welche ihr Wachstum voll entfalten können.
  • An verschiedenen Orten erfolgt in nächster Zeit eine Dickungspflege von Dornen und Sträuchern. Zu dichtes Unterholz und fehlendes Licht beeinträchtigen den Jungwuchs von Zukunftsbäumen und der Biodiversität.
  • Am alljährliche Jungjägerhegetag entfernen wir invasive Neophyten, besonders den Kirschlorbeer. Dieser verbreitet sich von naheliegenden Gärten in den Wald und wächst rasch und unkontrolliert.

Rund um unsere Eichen

Im Bereich der Bennenbodenkurve beginnt der Rainweg, ein viel begangener Spazierweg.

Dort stehen drei Eichen, eine davon ist mächtig. Durch Wandernde und die Gemeinde wurden die JSB darauf aufmerksam gemacht, dass immer wieder Äste auf dem Weg liegen.

Das überdurchschnittlich viele Totholz an den Bäumen ist auf den trockenen Sommer 2018 zurückzuführen. Die Eiche reagiert so: Wenn sie nicht mehr genügend Wasser in die Höhe pumpen kann, lässt sie die äussersten Teile absterben – eine «Notreaktion». Hinzu kommt der voll sonnenorientierte und deshalb sehr heisse Standort. Das Jahr 2018 war also für dieses Waldstück kein Segen. Da zeigt sich ein Dilemma: Sollen wir die Gefahr eines Astschlages im öffentlichen Bereich in Kauf nehmen oder als Waldzerstörer dastehen? 

 

Übrigens: Der grösste Teil unseres Holzschlags kommt zum Cheminéeholz-Discount in Wohlen, bleibt also in der Region bei einem Familienbetrieb. Ein weiterer Teil kommt zur OLWO nach Worb und wird dort verarbeitet.

Der Holzschlag kostete die Jagdschützen übrigens (ohne Eigenleistungen) CHF 1'500.-.

 

Erich Guggisberg

Bauleiter der Jagdschützen Bern